Wohlfühlkiller Social Media
Wie zerstörerisch Instagram und Co auf unsere Psyche wirken
Social Media ist längst fester Alltags-Bestandteil der meisten Menschen. Über 85 Prozent der Deutschen ist auf verschiedenen Plattformen aktiv - mit rasant steigender Tendenz. Durchschnittlich werden hier über 2 Stunden täglich verbracht, in Erwartung von unbeschwerter Unterhaltung und Ausklinken vom Weltgeschehen. Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit können jedoch verheerend sein. Erfahren Sie hier, wie Instagram, TikTok und Co. unser Wohlbefinden negativ beeinflussen und was Sie dagegen tun können.
Vorprogrammierte Sucht
Die Konzeption von Social Media zielt bewusst darauf ab, die Nutzenden an sich zu binden und deren Engagement zu steigern. Über Mechanismen wie
- Anzeigen von personalisierten Inhalten
- Auslösen von Benachrichtigungen und
- ständige Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn (ausgelöst durch „Likes“)
wird Dopamin ausgeschüttet, das wiederum Glücksgefühle hervorruft. Um dieses Gefühl aufrecht zu erhalten, erstellen und konsumieren Nutzende immer wieder neue Inhalte, um Anerkennung zu bekommen. Das verleitet zu exzessivem Gebrauch von Social Media.
Vergleich mit Perfektion
Das ständige Vergleichen mit den Inhalten auf den Plattformen ist eine der stärksten Auswirkungen von Social Media auf die psychische Gesundheit. Der Konsum von perfekten Bildern und scheinbar idealen Lebensstilen führt zu bei Nutzenden zu Unzufriedenheit und sozialem Druck, diese Standards erfüllen zu müssen.
Die negativen Folgen sind vielfältig:
- Verzerrte Selbstwahrnehmung
- Selbstzweifel
- Unsicherheit
- Angst
- Depressionen
Instagram: Der Druck des perfekten Bildes
Bei Instagram liegt der Fokus auf dem Teilen von Fotos und Kurzvideos. Diese sind meist mit Fotofiltern und -werkzeugen stark bearbeitet und verändert. Das führt dazu, dass auf der Plattform ein großer Anteil an perfekt inszenierten Bildern vorherrscht. Von den sogenannten Creator*innen werden nur die schönen und perfekt inszenierten Seiten des Lebens präsentiert, während mögliche Herausforderungen oder negative Aspekte ausgeblendet werden. Das führt zu einem verzerrten Bild der Realität, welches enormen Druck bei den Nutzenden erzeugen und deren Selbstwertgefühl beeinflussen kann.
Der Kontrast und ständige Vergleich zwischen dem eigenen Leben und den vermeintlich perfekten Leben anderer verursacht ein Gefühl der Unzulänglichkeit.
Auswirkungen von Instagram
- Druck, dem Schönheitsideal zu entsprechen
- Sucht nach Likes und Followern
- Niedriges Selbstwertgefühl durch ständigen Vergleich
- Angstzustände und Depression aufgrund des Gefühls der Unzulänglichkeit
- Negatives Körperbild durch unrealistische Schönheitsideale
Tinder: Die Jagd nach Bestätigung
Die beliebte Dating-App ermöglicht den Nutzenden, potenzielle Partner zu finden. Per Swipe nach links oder rechts entscheiden sie, ob sie an einer Person interessiert sind oder nicht. Diese ständige Bewertung und Ablehnung anderer Menschen auf der Grundlage des Aussehens und der oberflächlichen Eindrücke kann zu einem Gefühl der Wertlosigkeit und Unsicherheit führen. Die Suche nach Bestätigung kann Stress auslösen und das Selbstwertgefühl wird stark abhängig von der Resonanz auf der App.
Die oberflächliche Bewertung auf Basis von idealisierter Selbstdarstellung führt zu einem hohen Potenzial für unrealistische Erwartungen an Beziehungen und darauffolgende emotionale Enttäuschung.
Auswirkungen von Tinder
- Unsicherheit und Selbstzweifel durch ständige Bewertung anderer Menschen
- Entscheidungsüberlastung durch endlose Auswahlmöglichkeiten
- Oberflächlichkeit und Objektifizierung durch Überbewertung von Äußerlichkeiten
- Unrealistische Erwartungen durch idealisierte Selbstdarstellung der Nutzenden
- Enttäuschung und emotionale Belastung bei oberflächlichen Begegnungen
TikTok: Der Druck der Viralität
Auf der Video-Plattform werden Clips, die nur wenige Sekunden lang sind, hochgeladen. Ziel der meisten Creator*innen ist es, viral zu gehen. Das bedeutet, dass ein Video plötzlich immense Popularität erreicht und sich rasant verbreitet. Das erzeugt Druck, den Erwartungen der Zuschauenden gerecht zu werden. Oft liegt der Fokus darauf, Trends und Herausforderungen zu erfüllen, um die Chance auf plötzlichen Erfolg zu erhöhen. Dabei gehen Authentizität und Kreativität sowie persönliche Ausdrücke jedoch oft verloren.
Der Druck, sich ständig an virale Trends anzupassen und der Vergleich mit vermeintlich ständig kreativen Creator*innen hat Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl.
Auswirkungen von TikTok
- Druck und Pflichtgefühl, alle viralen Trends mitzumachen
- Selbstzweifel und Unsicherheit beim Vergleich mit anderen TikTok-Accounts
- Beeinträchtigung des Schlafs wegen FOMO (Fear Of Missing Out)
- Soziale Isolation durch Zurückstellen des realen Lebens
- Zwang von Kreativität und Unterhaltsamkeit, um Likes und Follower zu bekommen
- Gefühl der Unzulänglichkeit bei wenig Resonanz
FOMO (Fear of Missing Out)
FOMO beschreibt die Angst oder das Gefühl, etwas Wichtiges oder Aufregendes zu verpassen, wenn man nicht an einer bestimmten Aktivität, Veranstaltung oder sozialen Interaktion teilnimmt, die andere Menschen erleben. In Bezug auf Social Media kann FOMO dazu führen, dass Nutzende ständig das Bedürfnis haben, immer auf dem neuesten Stand zu sein und nichts zu verpassen, was auf der Plattform passiert.
Bewusster Umgang schützt
Nicht jeder Mensch wird zwangsläufig süchtig nach Social Media. Bei der Entstehung einer möglichen Abhängigkeit spielen die individuelle Veranlagung, Persönlichkeit und Nutzungsgewohnheiten eine große Rolle. Seien Sie sich der potenziellen negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit jedoch bewusst.
Das reale Leben nicht vergessen
Der exzessive Gebrauch kann das allgemeine Wohlbefinden in vielfältiger Weise beeinträchtigen und zu nachhaltigen Schäden führen. Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, bewusst mit Social Media umzugehen, regelmäßige Pausen einzulegen und sich auf die Pflege realer Beziehungen und Aktivitäten in Ihrem Offline-Leben zu konzentrieren. Entwickeln Sie gesunde Nutzungsgewohnheiten und schützen Sie sich so vor den negativen Auswirkungen exzessiver Benutzung von Social Media.
Veröffentlicht: 27.07.2023 - Aktualisiert: 23.08.2023